Neue Freundschaft im Glacier Nationalpark
«Ihr wisst bestimmt, dass Pferde nicht heimisch waren in Nordamerika, bevor sie aus Europa eingeführt wurden. Habt ihr euch schon mal überlegt, wie es für die Indianer gewesen sein muss, als sie das erste Mal eine weisse Haut gesehen haben, die dazu noch auf einem stattlichen, nie zuvor gesehenen Tier, wie dem Pferd dahergeritten kamen?» Also ich wäre wohl vor Schreck tot umgefallen!
Nach den kürzlich besuchten Highlights, Yellowstone und Teton, steht für uns schon der nächste Nationalpark auf der Wunschliste. Der Glacier NP ist unser Ziel. Wir freuen uns auf bergige Landschaften, glasklare Seen und hoffen natürlich an dem Ort mit der höchsten Grizzlydichte im ganzen Land nun endlich ein solches Exemplar anzutreffen, da wir ja bisher erfolglos Ausschau gehalten haben.
Innert zwei Tagen fahren wir durch Montana. Erst über Butte, wo wir auf dem Walmartparkplatz von ein paar «Weirdos» (betrunkene alte Hippies) vollgequatscht werden und deswegen unsere ausgefahrene, nicht verankerte Sonnenstore aus den Augen verlieren, was wiederum dazu führt, dass eine Windböe das gesamte Konstrukt anhebt, gegen die Autoseitenwand knallt und die Store in Schrott verwandelt. Weiter machen wir in Missoula, einer Universitätsstadt halt. Hier füllen wir in einem Good Food-Store (wir sind absolute Fans davon – die tierischen Produkte sind alle bio und hormonfrei, was bisher nur schwer zu finden war!) unsere Vorräte auf und machen uns dann auf zur Parkgrenze beim West Entrance.
Kurz davor halten wir aber noch bei einer Tankstelle für einen Kaffee (stellte sich leider, wie so oft, als hässliche Plörre heraus) und parkieren unseren Toyota direkt neben einem vollbeladenen Nissan mit Dachzelt. Das 4x4-Fahrzeug zieht natürlich sofort unsere Blicke auf sich, umso mehr als ein junger Mann mit einem Schweizer Armeeshirt aussteigt. Wir kommen ins Gespräch und wir lernen ein sehr nettes junges Paar aus Oregon kennen, die auf einem 2-wöchigen Ferientrip sind und Schweizer Freunde in Wädenswil haben (daher das Shirt). Da sie auch in den Glacier Nationalpark wollen, tauschen wir vor der Weiterfahrt Nummern aus und hoffen auf ein Wiedersehen.
Nur wenige Kilometer später erhalte ich von Melissa und John eine Nachricht, dass sie sich zum Bowman Lake aufmachen und dort auf dem Campground übernachten werden. Wir entscheiden sogleich auch diese Richtung einzuschlagen und fahren weiter.
Über die unbefestigte Outside North Fork Road geht es teilweise steil durch Kies und Wald den Berg hinauf bis Mathias plötzlich voll die Bremsen reinhaut. «Hast du das gesehen?», legt den Rückwärtsgang ein und fährt langsam zurück. – «Was? Wo?» - «Da sieh doch, da steht ein junger Schwarzbär zwischen den Büschen!» Ja, jetzt seh ich ihn auch. Ohhh, wie süss! Es sind sogar zwei! Zwei kleine putzige Schwarzbärenbabys tollen im Wald, necken sich und versuchen etwas unbeholfen die Bäume hochzuklettern. Ab und zu steht einer auf die Hinterbeine und scheint nach Mama Ausschau zu halten. «Kurble lieber mal die Scheibe wieder hoch Schatz. Ich habe gehört, die Mütter können ganz schön aggressiv werden, wenn man ihren Jungen zu nahe kommt» und in diesem Moment rennt sie auch schon vor uns über die Strasse. Nichts wie weg hier! Die Bärenfamilie verzieht sich sogleich wieder in die Tiefen des Waldes. Für ein gutes Foto hat die Zeit leider nicht gereicht, aber eine schöne Erinnerung bleibt trotzdem.
Nur kurze Zeit später erreichen wir den Campingplatz und begrüssen Melissa und John. Wir teilen uns einen Platz für die nächsten zwei Nächte und verbringen eine tolle Zeit mit den Beiden. Wir geniessen die Zeit mit exquisitem Essen (Elchwürste und Steaks – von John’s Familie selber gejagt), mit Baden im wunderschönen glasklaren Bowman Lake, mit Wandern im Nationalpark und mit interessanten Gesprächen über Gott und die Welt, wie zum Beispiel über Indianer und Pferde.
Nachdem wir die meiste Zeit alleine unterwegs waren bisher, haben wir die zwei Tage in Gesellschaft sehr genossen und neue Freunde gewonnen.
Danke für die tolle Zeit Melissa und John! Wir freuen uns schon jetzt euch wiederzusehen!
P.S. Einen Grizzly haben wir leider auch hier nicht gefunden…aber wir suchen weiter!