Vielfältiges Colorado
Ziemlich zügig fahren wir durchs nördliche Utah auf dem Weg nach Colorado. In Salt Lake City machen wir nur einen kurzen Halt, finden aber trotz schachbrettartigem Strassenmuster das angepeilte Landcruiser Museum nicht. Schade!
Leider müssen wir nach dem langen Fahrtag am Abend im «King Tut Café» in Vernal eine weitere Enttäuschung hinnehmen. Obwohl wir vor unserem Besuch alle gängigen Portale gecheckt und uns über dieses Restaurant gründlich informiert haben (wie wir dies immer tun), konnten wir die vielen positiven Bewertungen von anderen Besuchern nicht teilen. Der Frass (sorry für die Ausdrucksweise, aber eine andere Bezeichnung fällt mir gerade nicht ein) war grässlich. Er stammte ziemlich sicher vom Vortag und wurde mit der Mikro aufgewärmt. So schnell kann selbst der beste Koch der Welt keine Burger zubereiten. Alles geschmacklos. Die Konsistenz der Pommes wäre vielleicht in einer Altersresidenz angemessen gewesen. Auf der anderen Seite weiss ich nun, dass man mit unreifen Avocados vorsichtig sein muss, wenn man sich keine Zähne daran ausbeissen will.
Neuer Tag, neues Glück …
… Bevor wir tatsächlich über die Grenze nach Colorado fahren folgen wir noch zwei Tipps aus dem Reiseführer «Faszination USA» von Angelika Czepan. Wir besuchen den Moonshine Arch und tauchen das erste Mal in die Welt der Steinbögen und roter Erde ein, wovon wir später noch viel mehr zu sehen bekommen werden. Im Fantasy Canyon finden wir uns in einer surrealen Umgebung wieder. Es scheint, als seien wir in einem riesigen blubbernden Mudpot gelandet und jemand habe auf die Pause-Taste gedrückt und den Moment eingefroren.
In einem Land vor unserer Zeit
In Colorado angekommen, fahren wir nach Dinosaur und ins gleichnamige National Monument. In diesem Gebiet wurde eine unvergleichliche Vielzahl und Vielfalt von Dinosaurierskeletten gefunden. Aufgrund einer Dürre sind die Dinos, die hier einst lebten, verendet. Kurze Zeit später gab es eine Flut, die die Kadaver mit Schlamm überdeckte und die Knochen auf diese Art konservierte. Im Quarry kann man heute auf einer 25 Meter langen Wand ca. 1500 Knochen bewundern. Das spezielle an dieser Fundstelle ist einerseits, dass viele Knochen von grossen Sauriern, wie T-Rex, Allosaurus oder Stegosaurus gefunden wurden; andererseits, dass viele Skelette praktisch vollständig und an einem Stück ausgegraben werden konnten wegen der guten Konservation durch den Schlamm. Von hier stammen viele Saurierskelette, die nun in den renommiertesten Naturkundemuseen auf der ganzen Welt ausgestellt sind.
Entlang der Blue Mountain Road finden wir unweit der Nationalparkgrenze auf BLM-Land einen schönen Schlafplatz für die Nacht. Da wir hier lustigerweise sehr guten LTE-Empfang haben, schauen wir uns die erste Folge der Serie «Breaking Bad» auf Netflix an. Falls sich jemand gewundert hat, warum wir momentan im Verzug mit unseren Reiseberichten sind … dies ist einer der Gründe dafür! Falls jemand die Serie um Walter White noch nicht gesehen hat und sich überlegt dies noch zu tun: Achtung, akute Suchtgefahr!
Das Dinosaur National Monument hat neben den Knochenfunden noch weitere Highlights zu bieten. Vom Harpers Corner Aussichtspunkt, der sich auf 2300 Metern befindet, haben wir einen grandiosen Blick in den Canyon und auf den Green River. Später biegen wir in die Yampa Bench Road ab, einer Offroadstrasse durch das Hinterland des Parks. Beim Einstieg bringt uns der sogenannte Dugway (Haarnadelkurven) fast 1000 Meter tiefer ins Tal hinunter. Von da aus fahren wir mal auf lehmigem, mal auf sandigem Boden durch die trockene Landschaft, die von Sagebrush (Wüstenbeifuss) und Juniper (Wacholder) geprägt ist. Zwischendurch können wir immer wieder schöne Blicke auf den Green River erhaschen, der nun nicht mehr so weit entfernt ist. Immer wieder lesen wir die Warnung «impassable when wet». Bei Regen verwandelt sich der Lehmboden hier in zähen Schlamm, in dem man selbst mit einem Fahrzeug wie unserem stecken bleiben und in eine missliche Lage geraten kann. Da wir aber schönes Wetter geniessen können, seit wir Portland verlassen haben, sind wir auf der sicheren Seite und können die Route voll und ganz geniessen. Auch ohne 4x4.
Living on the edge
Vom einen National Monument ins andere. Diesmal trägt es den passenden Namen Colorado NM. Die Hauptattraktion ist ein Canyon, den man von der Strasse (Rim Rock Drive), die entlang der Abbruchkante führt, von den verschiedensten Winkeln bestaunen kann. Regen liegt in der Luft. Wir fahren zeitig in tiefere Gefilde nach Grand Junction, wo wir uns für eine Nacht auf den KOA Campground stellen. Wir befinden uns hier in Colorado auf einer Hochebene, wo man schnell einmal die 2000 Meter-Marke überschreitet. Obwohl es tagsüber an der Sonne immer noch angenehm warm ist, kann es in der Nacht in solchen Höhen schon empfindlich kalt werden. Deshalb versuchen wir immer so tief, wie möglich zu übernachten.
Schwarz statt Rot
Auf zum nächsten Canyon. Zum Black Canyon of the Gunnison. Hier befinden sich mitunter die steilsten Klippen, die ältesten Gesteine und die zerklüftetsten Felsspitzen Nordamerikas. Der Gunnison River hat diesen Giganten innerhalb der letzten zwei Millionen Jahre geformt. Leider ist es bei unserem Besuch neblig und wir können die Ausmasse der Schlucht teilweise nur erahnen.
Sand statt Stein
Colorado hat nicht nur Canyons zu bieten, sondern beherbergt im Great Sand Dunes Nationalpark auch die höchsten Sanddünen Nordamerikas. Nach einer langen Fahrt kommen wir erst gegen Nachmittag im Park an, können aber bereits einen ersten Blick auf die sandigen Berge werfen. Wir übernachten nur wenige Kilometer ausserhalb des Nationalparks und haben nun keine Möglichkeit mehr tiefer als 2300 Meter zu kommen. Einmal mehr erwachen wir am nächsten Morgen mit gefrorenen Fenstern. Das Morgenritual sieht seit ein paar Tagen immer gleich aus. Mathias stellt die Standheizung eine halbe Stunde vor dem Aufstehen an, setzt danach Kaffee auf und anschliessend können wir im aufgeheizten Innenraum gemütlich frühstücken.
Noch vor Sonnenaufgang starten wir unsere Wanderung zur höchsten Düne im Park und somit auch zur Höchsten in Nordamerika – der Star Dune. Es ist sehr kalt und ich fühle mich blitzartig nach Sossusvlei zurückversetzt, als wir bei -5°C die «Dune 45» in Namibia erklommen.
Zwei Schritt vor, einer zurück. Schon nach wenigen Metern kommen wir kräftig ins Schwitzen und mir geht die Pumpe wie verrückt. Die Höhe von 2500 Metern verschafft nicht gerade Abhilfe. Immerhin ist der Sand bei diesen Temperaturen noch einigermassen kompakt und so kommen wir nach ca. einer Stunde auf dem Gipfel an (sagt man das so bei Dünen?!).
Nach unserer Schufterei ist dann noch Baloo an der Reihe. Wir wollen auch in diesem Park etwas «hinter die Kulissen schauen» und fahren die Medano Pass Road. Das spezielle an dieser Offroadstrecke ist, dass das Terrain sehr abwechslungsreich ist. Zu Beginn fährt man durch mehr oder wenigen tiefen Sand, bevor es den Berg auf holpriger Strasse hochgeht. Insgesamt muss der Medano Creek 9 Mal durchquert werden bis zum Ziel, der Passhöhe. Da der Fluss zu dieser Jahreszeit nicht so viel Wasser führt und aufgrund der kalten Temperaturen die Sandpassagen einfacher zu fahren sind, ist die Strecke für uns relativ einfach zu passieren, können aber dennoch das Offroaden wieder einmal etwas üben. Im Frühling wäre der Trail allerdings herausfordernder als in unserem Fall, da die Flussdurchfahrten um einiges tiefer und der Sand weicher sind.