Start mit Hindernissen
Wir haben den Sommer in der Schweiz sehr genossen, freuen uns aber auch, dass das Abenteuer nach 5 Monaten Unterbruch wieder weiter geht. Unseren Rückflug hatten wir schon lange gebucht. In unseren Terminkalendern schmückte ein grosses rotes Ausrufezeichen seither den Eintrag am 16. September. Unser erster Flug von Mailand nach Madrid ist auf den Abend terminiert. Geplanter Start ist um 19.10 Uhr…
Natürlich hatten wir auch frühzeitig unseren Zug von Bern nach Mailand gebucht, um von einem Sparbillet profitieren zu können, sowie ein Airbnb für die ersten Tage in Mexico City.
Nun sitzen wir im Auto meiner Eltern auf dem Weg nach Bern. Wir haben uns zusammen mit Mathias’ Familie noch zum Mittagessen verabredet, bevor dann um halb Zwei unser Zug fährt. Im Ostring habe ich einen Geistesblitz und suche mir auf Google Maps kurz die Distanz von Milano Centrale zum Flughafen Malpensa raus, da wir nun von diesem Flughafen fliegen und nicht wie bei der Hinreise von Milano Linate aus.
Waaas???!!!
Bei optimalen Verkehrsbedingungen braucht man für die Strecke mit dem Bus / Taxi / Uber 50min! Diese Zeit haben wir bei der Buchung irgendwie vergessen einzuberechnen. So wären wir im besten Fall 1h 20min vor Abflug am Flughafen. Wir diskutieren und überlegen, kommen aber zum Schluss, dass dies zu riskant ist, zumal wir zur Feierabendzeit in Mailand ankommen würden und am Flughafen noch unsere Rucksäcke aufgeben müssen. Wir kommen zum Schluss, dass wir im Bahnhof Bern last minute DIE einzige Verbindung, die überhaupt früher nach Mailand geht, buchen müssen, um eine Chance zu haben den gebuchten Flug zu erwischen.
Dafür haben wir knapp eine Stunde Zeit. Der Countdown läuft…
Nun geht das Buchen leider weder mit der SBB-App noch an einem Billetautomaten, da es sich um eine internationale Verbindung handelt. Also bleibt nichts anderes übrig als erst einmal ein Ticket bei den bedienten Schaltern zu lösen … und 30min zu warten bis wir drankommen!
Ich sehe vor meinem inneren Auge die Minuten verstreichen und wie die Zeit immer knapper und knapper wird. Schliesslich halten wir unser Ticket aber 15min vor Abfahrt des Zuges in den Händen. Die verbleibende Zeit reicht noch gerade, um im Migros Take-Away zwei Sandwiches zu schnappen und unseren Eltern Hals über Kopf Adieu zu sagen, die wir nun auf dem Perron statt zum Mittagessen getroffen haben.
Die weitere Reise nach Mexiko City verlief dann mehr oder weniger problemlos. Eigentlich nahezu einwandfrei, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass wir nach dem Boarding des Langstreckenflugs erst einmal 2 Stunden im Flieger warten mussten, bevor er abhob. Ohne irgendwelche Informationen über die Situation oder die Gründe dafür zu erhalten. Aber was will man schon erwarten, wenn man einen Flug mit IBERIA bucht?!
In der Riesenmetropole Mexiko City verbringen wir dann knapp zwei Tage und sind positiv überrascht:
Nach dem Besuch der Megacity fahren wir mit einem Uber nach Teotihuacán zum Camping, wo unser Baloo die letzten 5 Monate untergebracht war. Mein Herz macht Freudensprünge als ich ihn da unter dem Dach genau so stehen sehe, wie wir ihn verlassen haben. Nur ein bisschen verstaubter als damals ist er.
Nach einem kurzen Rundum-Check folgt der erste Startversuch … Nicht einen Mucks macht er!
Mathias hatte zwar irgendwie berechnet, dass sich die Starterbatterien theoretisch in 5 Monaten nicht komplett entladen sollten. Da die Motorhaube aber direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt war und es darunter heiss wurde, ist es nicht weiter verwunderlich, dass diese tot sind. Da wir diesen Fall schon befürchteten, haben wir in der Schweiz vorgesorgt und uns einen 24V-Jumpstarter organisiert, der nun bereits das erste Mal zum Einsatz kommt.
Nachdem der Motor wieder brummt, wollen wir gleich ein paar Kilometer fahren, um die Batterien wieder aufzuladen. Um es vornweg zu nehmen: Wir sind gerade mal 10km weit gekommen ehe wir am Rand eines Highways stehen und uns dabei befinden neben vorbeidonnernden stinkenden Trucks einen Reifen zu wechseln.
Vorne links befindet sich der Übeltäter. Der Wechsel ist aber schnell vollbracht und wir fahren wieder zurück zum Camping. Da die Reifen sowieso praktisch durch sind, beschliessen wir Baloo schon etwas früher als geplant neue Finken zu verpassen. Wir finden in Tecamac, etwa 15km vom Camping entfernt, einen BF Goodrich-Dealer, der unsere All Terrains zwar bestellen kann, aber nicht an Lager hat. Da wir ja keinen Stress haben, entscheiden wir auf die Reifen zu warten, die exakt 7 Tage nach der Bestellung angekommen und montiert sind.
Freud und Leid liegen manchmal nah beieinander … Leider können wir uns über die neuen Reifen nur mässig freuen. In der Woche in der wir auf diese gewartet haben, hat sich leider ein anderes schwerwiegenderers Problem abgezeichnet. Wir haben eines Abends mit Schrecken festgestellt, dass das Scharnier unseres Hubdachs fast komplett ausgerissen ist und nur noch von einem seidenen Faden (zwei mickrigen Schrauben) gehalten wird. Mit jedem weiteren Aufklappen riskieren wir, dass das Dach vornüber runterfallen könnte, weshalb wir nun im Zelt übernachten.
Momentan haben wir leider noch keine Lösung für dieses Problem, aber es wird uns in den nächsten Tagen bestimmt nicht langweilig…