ATM und andere Höhlen
Spät sind wir gestern Abend bei der Rock Farm in Belmopan angekommen. Nikki und Jerry, die Besitzer, haben hier auf einem riesigen Grundstück eine Vogelauffangstation aufgebaut und lassen Overlander wie uns auf dem wunderschönen Areal campen. Zudem können wir gleich von hier aus eine Tour zu den ATM-Caves buchen.
ATM steht für Actun Tunichil Muknal und ist der Name einer Kalksteinhöhle, in der die Mayas früher Rituale abhielten und Opfergaben machten. Heute kann man Überreste aus dieser Zeit auf eindrückliche Weise mit einer geführten Tour durch die Höhle zu Gesicht bekommen. Von National Geographic wurde die Höhle zur «#1 sacred cave in the world» ernannt, weshalb wir uns die Gelegenheit, ein solch geschichtsträchtiger Ort hautnah zu erleben, nicht entgehen lassen wollen, auch wenn wir dafür tief ins Portemonnaie greifen müssen. Pro Person kostet der Spass 100 USD und man kommt leider auch nicht drum herum diesen Betrag hinzublättern, will man die Höhle von innen sehen, denn ohne Guide darf man sie nicht betreten.
Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich um 08.30 Uhr am vereinbarten Treffpunkt bereit und werden als erstes von unserem Guide über eine holprige Piste zum Ausgangspunkt der Tour gefahren (in einem Toyota Landcruiser 70series übrigens…). Neben uns ist lediglich ein Amerikaner teil der Gruppe und so folgen wir zu dritt unserem Guide in den Dschungel. Im Gepäck haben wir nur eine Wasserflasche und wir wurden angewiesen Schuhe und Kleider zu tragen, die nass werden dürfen …
… wir sehen auch gleich zu Beginn weshalb. Nach nur ca. 200 Metern hört der Weg bereits auf und wir stehen vor einem breiten Fluss. Ohne zu zögern springt unser Guide ins Wasser und schwimmt ans andere Ufer, was wir ihm sodann gleichtun, haben auch nicht gross eine andere Wahl. Ein bisschen Überwindung kostet es uns schon, sich mit den ganzen Kleidern in den Fluss zu stürzen. Einmal drin, ist es aber gar nicht mehr so schlimm. Mathias kann sogar knapp am Boden abstehen, was bei mir leider nicht funktioniert. Das Wasser ist ca. 1,60m tief. Auf der folgenden 30-minütigen Wanderung bis zum Höhleneingang müssen wir den gleichen Fluss noch zwei weitere Male durchqueren.
Auch in die Höhle selbst gelangen wir nur mit einem erneuten Durchschwimmen eines weiteren kristallklaren und leuchtend blauen Flusses. In der Regenzeit sind die Wasserstände der Flüsse übrigens manchmal so hoch, dass sie unpassierbar werden und keine Touren stattfinden können. Nicht so heute…
Die kommenden zwei Stunden verbringen wir damit uns entweder schwimmend, krabbelnd, watend, klettern oder gar tauchend in der Höhle fortzubewegen. Die Höhle ist wunderschön. Wir kommen an riesigen Stalag- und Stalaktiten vorbei und finden uns auf einmal in einer riesigen Halle vor, wo wir stehen bleiben. Es ist stockfinster, aber unser Guide leuchtet mit seiner Taschenlampe auf verschiedene Stellen am Boden, wo wir Relikte der Mayas erkennen können. Überall liegen Scherben oder Bruchstücke von Töpfen und Schalen verstreut, die von Opferungen der Mayas an ihre Götter zeugen. Wir befinden uns nämlich in Xibalba, der Unterwelt der Mayas und dem Zugang zu den Göttern. Neben den Scherben ist auch die schwarze russige Höhlendecke Beweis dafür, dass die Mayas hier für längere Zeit verweilt haben müssen.
Etwas weiter werden wir aufgefordert unsere Schuhe auszuziehen und in den Socken weiterzugehen, um die Höhle vor Beschädigungen zu schützen. In der hintersten Höhlenkammer sehen wir dann den wohl eindrücklichsten Fund in dieser Höhle, nämlich das über 1000 Jahre alte und perfekt konservierte Skelett «Crystal Maiden» eines Menschen. Ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann gehandelt hat, kann man nicht sagen. Dies zeigt aber, dass die Mayas keineswegs ein friedliches Volk waren, wie oft angenommen wird, sondern dass auch sie Menschen für Opfergaben brutal hinrichteten (z.B. Brust aufschlitzen und Herz herausreissen und so).
Am Ende geht es denselben Weg wieder zurück, wo am Ausgang Duschen und ein Mittagessen (Chicken with Coconut Rice & Beans … was sonst?!) auf uns warten. Kameras sind in der Höhle übrigens keine mehr erlaubt, nachdem ein Besucher seine Actioncam auf den Schädel eines Skeletts fallen lies und dies somit massiv beschädigte. Aus diesem Grund können wir leider keine Bilder von diesem Erlebnis zeigen.
Unsere letzten Tage in Belize verbringen wir dann noch mit dem Besuch der St. Herman’s Cave und zwei Tagen im Mountain Pine Ridge Forest Reserve. Mit der Pine Ridge Lodge finden wir eine einzigartige Übernachtungsmöglichkeit (es hat einen grossen Platz zum Campen), von wo aus wir verschiedene Ausflüge in der Umgebung machen können. Einer davon ist der Besuch der abgelegenen Caracol Ruinen in der Nähe der Grenze zu Guatemala. Die Pine Ridge Lodge ist superschön und wurde mit viel Liebe hergerichtet. Wir werden wieder einmal an Afrika erinnert, wo wir jeweils bei solchen Perlen in der Wildnis campen durften. Nur dass hier die grossen wilden Tiere fehlen. Dafür werden wir kulinarisch verwöhnt und essen hervorragend. Neil, der englische Besitzer, kocht sensationell und wir können nicht widerstehen, jeden Tag die leckeren Kreationen von ihm zu kosten. Nur an einem Abend kochen wir mit Remi, dem französischen Backpacker und Josh, dem amerikanischen Single-Vanlifer auf dem Camping Pizza, die genauso gut schmeckt.
Nach 2 Wochen Belize heisst es für uns dann auch schon wieder Abschied nehmen und in ein weiteres Land aufzubrechen … Guatemala here we come!